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Zeitpessimismus: Eine persönliche Schwäche ist mein wichtigster Produktivitätstreiber

Ich neige dazu, die benötigte Dauer für die Erledigung von Aufgaben regelmäßig falsch einzuschätzen - und bin deshalb immer viel zu früh fertig.

Mein vielleicht wichtigster Produktivitätstrick ist eigentlich eine persönliche Schwäche: Bis auf einiige ganz bestimmte Szenarien schätze ich die Zeit, die ich zur Erledigung einer Aufgabe benötige, fast immer falsch ein: Stets glaube ich, dass ich weit mehr Zeit zum Abarbeiten der eingeplanten To-Dos benötige, als am Ende tatsächlich erforderlich ist. Das Resultat: Ich bin fast immer zu früh fertig und gerate sehr selten in Situationen, in denen ich auf den letzten Drücker noch Dinge umsetzen muss. Zumeist taucht in Folge meiner pessimistischen Sicht auf die prognostizierte Dauer der Erledigungen außerdem ungeahnte Freizeit auf, die ich dann individuell gestalten kann. Ich bin also ein waschecher »Zeitpessimist«, wodurch ich nur selten in Situationen gerate, in denen ich die gesetzten Aufgabenziele verfehle oder in denen ich für deren Verwirklichung mehr Zeit benötige als geplant. Gleichzeitig sorgt meine kategorische Fehleinschätzung der erforderlichen Zeit dafür, dass ich die abzuarbeitenden Dinge hochfokussiert ohne große Prokrastination zwischendurch hinter mich bringe, getrieben von der (nicht berechtigten) Furcht, es sonst einfach nicht zu schaffen. Mein Zeitpessimismus hat deshalb nicht nur zur Folge, dass ich meine Produktivperiode um einige Stunden oder Tage vorverlege, sondern er bewirkt, dass ich mehr Sachen in kürzerer Zeit erledigt bekomme.

Andere Menschen profitieren von meiner konsequenten Einhaltung gegebener Deadlines. Für mich haben meine mangelbehafteten Prognosen aber auch eine Schattenseite: Stress, der mich beim Blick auf eine lange To-Do-Liste überkommt. Während Zeitoptimisten wahrscheinlich noch zwei Tage länger entspannt das Leben genießen würden, bevor sie sich an die Arbeit machen, verspüre ich im selben Moment schon einen massiven Druck, endlich loszulegen. Damit leide ich zwar nicht mehr als der Zeitoptimist - bei dem der Stress und mitunter auch ein Panikgefühl üblicherweise in den letzten Zügen kurz vor dem Ende von Deadlines ausbricht, ausgelöst durch eine zu optimistische Planung - idealerweise aber würde sich das Aufkommen des Stressgefühls gänzlich vermeiden lassen.

Der perfekte Zustand wäre augenscheinlich eine den Tatsachen entsprechende Zeiteinschätzung, die zur Folge hat, dass ich ohne unnötigen Stress rechtzeitig und immer gemäß Plan Sachen erledigt bekomme. Müsste ich aber zwischen den zwei nach meinen Beobachtungen sehr verbreiteten Persönlichkeitszügen des Zeitpessimismus und -optimismus wählen, würde ich immer den Zeitpessimisten vorziehen. Der dabei produzierte negative Stress ist zwar auf Dauer nicht unbedingt gesund. Dafür erreicht man aber, was man sich vorgenommen hat, und sorgt dafür, dass sich andere auf einen verlassen können. Das wiederum hat positive Auswirkungen auf das eigene Leben.

Foto: Flickr/rkk ,  CC BY-SA 2.0

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