Wenn es um Notizbücher geht, war 2011 ein bewegtes Jahr: Notizbücher, aus denen Blumen wachsen, Bleistiftspitzeraufsatz für Bohrmaschinen oder das Papier aus Elefantendung. Christian Mähler blickt für uns zurück.
Im Januar konnte man mit einem neuen Dienst in den Google Labs feststellen, dass immer häufiger nach dem Begriff «Notizbuch» gesucht wird. Danach wunderte man sich nicht mehr über die vielen Aussteller rund um Notizbücher, die man auf der paperworld 2011 in Frankfurt finden konnte. Dort gab es tatsächlich einige Innovationen zu sehen, wie etwa die Zeit in Dosen eines Trierer Tüftlers. Besonders beeindruckt hat mich die Idee zweier Kanadierinnen, die mit ihrer Firma «botanical paperworks» Samen in Papier einarbeiten, das - entsprechend gegossen – Blumen sprießen lässt. Es tut gut, auf Messen wie der paperworld auch noch Idealisten zu treffen, etwa die Leute von Der Steg -Papierstraße aus Berlin.
500 bunte Bleistifte und poopoopaper
Im März sorgte ein Bleistiftspitzeraufsatz für Bohrmaschinen für Aufsehen - den braucht man wahrscheinlich aber auch , wenn man 500 bunte Bleistifte besitzt, die eine japanische Firma in einer Art Abo anbot. Im September durfte ich die Erfahrung machen, dass poopoopaper aus Elefantendung doch nicht ganz geruchlos ist. Das erste, was man in der Regeln von einem Notizbuch sieht, ist der Einband. Die Bandbreite an Einbänden ist mittlerweile gigantisch,vom Kuhfell über Linoleum , von buntem Leder bis zum Einband aus antiquarischen Büchern war alles dabei. Das Thema Nachhaltigkeit spielt auch in der Notizbuchwelt eine zunehmende Rolle, so dass es konsequenterweise auch einige Einbände aus diesem Bereich gibt.
Schönetagebox und lächelnde Kalender
Kalender sind die nächsten Verwandten der Notizbücher. Und wenn es nach der Artikelbeliebtheit geht, waren Kalender 2011 ein großes Thema. Eine interessante Spielereien war der Metermaßkalender . Mit Abstand die meiste Resonanz fand aber der Unendliche Karteikartenkalender zum Selbermachen. Wer dazu zu faul ist, kann sich die Schönetagebox zulegen. 365 Blätter mit unterschiedlichen Farben besitzen der Niggli Farbkalender und der TimeCube - für alle, die es bunt mögen. Wer jeden Tag mit einem passenden «Smiley» Bilanz ziehen möchte, sollte sich den lächelnden Kalender anschauen.
Neues von Moleskine
Doch zurück zu den klassischen Notizbüchern. Der internationale Star am Notizbuchhimmel ist wohl immer noch Moleskine, die 2011 ein bewegtes Jahr hatten. Es gab einen interessanten Artikel zur Markenbildung von Moleskine und es kamen eine Vielzahl neuer Produkte auf den Markt. Neben eigenen Stiften und Taschen gab es auch Neuerscheinungen in limitierter Auflage wie etwa das Star Wars Notizbuch .
Knapp an einem PR Gau schrammte der Weltmarktführer im Oktober vorbei als ein Aufruf an Designer in aller Welt , doch ein Logo für das Moleskine Blog moleskinerie.com zu entwerfen, als Ausbeutung empfunden wurde. Die Community war entrüstet und Moleskine reagierte mit einer Entschuldigung und geänderten Wettbewerbsbedingungen. Mittlerweile ist das Thema fast schon wieder vergessen.
Rührige deutsche Hersteller
Erstaunlich ruhig war es rund um den anderen «Global Player», paperblanks. Es gab einige Neuheiten, aber alles in allem keine spektakulären Ereignisse. Die großen bekannten deutschen Hersteller X17/X47, brandbook, Leuchtturm1917 und Sigel waren in 2011 dafür besonders aktiv. Für X17 gibt es jetzt Lesebändchen und die neuen X-Notes sind ein Renner. Die X17-Kunsthalle hat unlängst sogar ihren ersten Geburtstag gefeiert! Dort kann man eigene Cover entwerfen und hinterlegen und anderen anbieten.
Bisher nur auf dem Markt der Geschäftskunden unterwegs, begann brandbook gegen Ende des Jahres damit, die ersten Bücher in Einzelauflage für das breite Publikum zu verkaufen. Wieviele Fans habe ich deswegen «endlich!» stöhnen hören. Nach der überwältigenden Resonanz in der Presse wurde das
Swop Book ein Verkaufsschlager und auch das neue Mixtape-Buch zeigt, was man noch von brandbook alles erwarten kann.
Einbandfarben und Designerbücher
Leuchtturm1917 machte eine große Umfrage zur beliebtesten Einbandfarbe und es sind erste Varianten eines Lesejournals aufgetaucht , das offensichtlich die Produktpalette der Hamburger Firma erweitern soll. Sigel ist seit 2011 verstärkt im Bereich Social Media aktiv, kann aber auch mit einigen neuen Designs aufwarten. Die Sigel conceptum design-Reihe war ebenso neu wie die Bücher, die in Kooperation mit Jette Joop auf den Markt kamen.
Warum wir Papier lieben..
Ich weiß nicht genau, warum wir Papier lieben und ob die digitale Welt die analoge Welt verdrängen wird , was bei Kalendern heute schon zu beobachten ist. Aber eines weiß ich sicher: Das Thema Papier und speziell Notizbücher erleben immer noch eine Renaissance. Vielleicht finden sie gerade jetzt in Konkurrenz zur zunehmenden Digitalisierung der Welt erst zu ihrer eigentlichen Bestimmung. Als Gegenpol zur Beschleunigung, als wohltuender Anachronismus zur Erdung der Gedanken.
Ich freue mich auf das neue neue Jahr 2012 und wünsche mir, dass wieder ein paar Menschen mehr die Lust am handschriftlichen Schreiben in Notizbüchern neu entdecken. Die kalten Wintertage sind ein guter Anlass, damit anzufangen!
In diesem Sinne allen ein frohes Fest und einen guten Start in das neue Jahr 2012!
(Artikelbild: Dvortygirl bei flickr.com )