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Kommunikation: Schwieriges ansprechen, aber wie?

The Odd Couple (Jack Lemmon, Walter Matthau, 1968)

Die Chefin hat Spinatreste zwischen den Zähnen, der Kollege schmatzt am Mittagstisch. Was sagt man in solchen Situationen und vor allem wie?

Das Leben ist kein Ponyhof, das wissen wir. Für schwierige Situationen kommt nun aber Hilfe: Sechs Tipps, wie man Heikles mit Kollegen oder Vorgesetzten besprechen kann.


Tipp 1: Fresse halten

Vorab kann man sich immer fragen, warum man sich ab dem Anderen stört. Schmatzt sie wirklich so laut oder höre nur ich das weil ich sie auch sonst nicht so schick finde? Will ich wieder einmal Sand ins Getriebe werfen, weil mir ansonsten zu langweilig wird? Neeein, niemals. Sie schmatzt, echt. Aber, stört es die anderen Kollegen auch? Oder suche ich einen Sündenbock für meinen eigenen Frust? Denn oft ist es so, dass man sich als Einziger an etwas stört, weil man die Person nicht besonders mag oder man mit seinem eigenen Leben nicht ganz zufrieden ist. Und wenn man dann als Einzige etwas sagt, steht man am Schluss als Unruhestifterin da, ohne dass das eigentliche Problem behoben wäre. Also, in solchen Fällen behält man die unangenehme Wahrheit lieber für sich und lässt die Kollegin weiterschmatzen.


Tipp 2: Zum Nachdenken bringen

Ein Bekannter beschwert sich immer wieder über seine Arbeitskollegin. Sie ist sehr direkt und lässt keine Möglichkeit aus, ihn zu piesacken. Erst kürzlich passiert: Er kehrt nach seinem zweiwöchigen Urlaub ins Büro zurück. Sie sieht ihn und sagt: «Hallo, hast du zugenommen?» Das ist keine Erfindung von mir, sondern todernst. Die ist echt so drauf. Was macht man mit so einer Person? Erwürgen? Geht nicht, sorry. Andere Vorschläge? Mit gleicher Münze heimzahlen wäre eine Möglichkeit. Aber nein, wir sind ja erwachsen und nicht so taktlos wie Miss Unhöflich. Gut wäre: Man ignoriert die Schnalle und lässt sie einfach stehen. Besser noch, die Frage verneinen. «Nein, überhaupt nicht, hab eher das Gefühl ich hätte abgenommen». Wenn sie dann weiter bohrt, darf man sie erwürgen. Die allerbeste Möglichkeit wäre wohl, sie in eine ruhige Ecke mitzunehmen und sie darauf hinzuweisen, dass man ihre direkte Art nicht so toll findet und sie selber auch nicht glücklich wäre, wenn man sie auf ihr Gewicht anspräche. Sie wird das Gesagte reflektieren und sich das nächste Mal hoffentlich zusammenreissen und sich den beleidigenden Kommentar verkneifen.

Tipp 3: Lieber sein lassen

Allgemein gilt: Unangenehme Wahrheiten sollte man bei Kurzzeitbekanntschaften für sich behalten. Etwa bei Leuten, die man im Fahrstuhl trifft oder Kollegen aus dem dritten Stock. Auch bei Vorgesetzten ist Vorsicht geboten. Zumindest wenn es um heiklere Sachen als eine zerzauste Frisur oder einen Fleck auf dem Hemd geht. Denn der Rat von Untergebenen oder Fremden wird oft als unangemessen empfunden. Umgekehrt sollte sich der Chef nicht über den Pickel der Assistentin auslassen oder den Knutschfleck (den sie natürlich stundenlang überschminkt und mit einem Halstuch verdeckt hat) kommentieren.

Tipp 4: Reden hilft


Wenn man jedoch mit jemandem über Jahre zusammenarbeitet, sollte man das, was einen stört, ansprechen. Kommunikationsexperten raten, persönliche Hinweise immer unter vier Augen zu geben. Das gibt dem Gegenüber die Möglichkeit, sein Gesicht zu wahren. Auch der passende Raum ist sehr wichtig. Ob bei einem gemeinsamen Mittagessen oder bei einem festen Termin im Sitzungszimmer – Hauptsache, das Gespräch wird nicht von hereinplatzenden Kollegen gestört.

Tipp 5: Die vier Schritte


Wenn es hart auf hart kommt und man dem Gegenüber etwas Unangenehmes sagen muss, hat sich folgendes bewährt: Das Gespräch in vier Schritte aufteilen und immer mit einer wertfreien Beobachtung starten.

1. Schritt: Positive Einleitung und Ich-Botschaften


Beispiel: «Ich schätze deine guten Ideen und gleichzeitig die Art wie du sie umsetzt. Und gerade deswegen ist mir wichtig dir noch zu sagen: Du stinkst.» Halt, stopp, so lieber nicht. Sondern: «Ich habe eine sehr gute Nase und nehme sehr viele Gerüche auf. Manchmal kann das ein Segen sein – oft aber auch ein Fluch. Ich habe beobachtet, wenn ich nah mit dir zusammenarbeite, nehme ich Gerüche auf, die mich in der Konzentration ablenken und stören.» Hier ist es sehr wichtig, in der reinen Ich-Formulierung zu bleiben.

2. Schritt: Gefühle ausdrücken


Im 2. Schritt ist es wichtig, seine Gefühle mitzuteilen und ein positives Feedback zu geben (sogenannte Sandwichtechnik). Beispiel: «Das verunsichert mich total. Gerade weil ich dich und deine hilfsbereite, effiziente Arbeit und immer gut gelaunte Art sehr schätze!»

3. Schritt: Bedürfnis mitteilen


Beispiel: «Denn ich habe das Bedürfnis konzentriert mit Dir zusammen zu arbeiten. Das gelingt mir jedoch so nicht.»

4. Schritt: Den Ball dem Gegenüber zuwerfen.


Beispiel: «Was denkst du? Hast Du einen Vorschlag, wie wir das ändern könnten?» So hat das Gegenüber die Chance, sich zu äussern.

Tipp 6: Der Gesprächskiller

Der absolute Gesprächskiller ist: «Die anderen reden schon darüber – aber ich bin die Einzige, die den Mut hat dir das zu sagen.» Eine solche Aussage erzeugt nur Gegenwehr – und sonst nichts. Die goldene Regel lautet: Immer nur von sich und seinen eigenen Bedürfnissen reden. Wenn man dann noch die erwähnten vier Schritte beachtet und Zeit und Ort klug wählt, wird das Problem bald keines mehr sein.

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