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Selbst-Test: Das iPad als Arbeitsgerät (II/II)

Apple VGA Adapter für iPad, iPhone 4 und iPod Touch

Kann man ein Tablet für eine Präsentation verwenden? Und wieso lassen mich etablierte Anbieter wie Google oder Skype im Stich? Zweiter Teil des Tablet-Experiments.

Im ersten Teil dieses Artikels wollte ich zeigen, wie Tablets dank Apps wie Noteshelf oder Read it later echten Mehrwert bieten. In diesem zweiten Teil geht es um die «herkömmlichen« Aufgaben eines mobilen Computers, die Innovationsfähigkeit der grossen Internet-Player und einer ersten Beurteilung des Tablets als Arbeitsgerät.

Präsentieren wie Steve Jobs

Tablets lassen sich inzwischen mit einem Projektor verwenden, für das iPad braucht's noch einen Dock-zu-VGA-Adapter. Ich habe es zweimal versucht und kann sagen: Theoretisch funktioniert es tadellos. In der Praxis werde ich es nicht mehr tun. Die Sache mit dem Connector-Kabel hat sich als etwas hakelig erwiesen. Ich kann während einer Präsentation das iPad in den Händen halten und habe (in Keynote) auch die Ansicht inklusive Moderationsnotizen vor Augen. Coole Sache. Allerdings darf der Beameranschluss am iPad keinen Millimeter verrutschen - sonst ist die Projektionsfläche schwarz. Und er wird verrutschen oder rausfallen, erstens weil man das Gerät bewegt und zweitens der Dock-Connector halt nicht wie ein herkömmlicher VGA-Anschluss verschraubt werden kann.

Erwartungsgemäss gibt es Kompatibilitäts-Macken zwischen den Präsentationsprogrammen. Weniger als erwartet (etwa zwischen Powerpoint und Keynote), aber sie machen einen zusätzlichen Arbeitsschritt zur Überprüfung nötig. Wer sich darauf einlassen will, für den bietet Apple eine eigene Seite zur Verwendung des iPads als Präsentationstools . Dort wird erklärt, wie man seine Slides Tablet-optimiert erstellt. Mir ist das ehrlich gesagt etwas zuviel Aufwand, ausserdem noch das Kabel-Risiko: Ich nehme weiterhin mein Laptop mit zu Präsentationen (plus, als Apple-Nutzer, natürlich den entsprechenden Adapter).

Die Klassiker: Kalender, Aufgaben und Dokumentenverwaltung

Das persönliche Zeitmanagement erledige ich auf dem Tablet mit alten Bekannten: Die iCal-Kalender-Anwendung und Things (unsere Review) für die Aufgabenverwaltung. Things lässt noch immer auf die Cloud-Synchronisation mit anderen Geräten warten und die Aufgabenlisten kann ich nur via WiFi abgleichen. Abhilfe soll in den nächsten Monaten geschaffen werden, eine geschlossene Betaphase hat begonnen.

Dropbox und Google Apps bieten den Zugang zu meinen Dokumenten ohne manuellen Synchronisierungen. Schade, dass die Produktivitätssuite von Google in der mobilen Version noch schwächelt - die Bedienung ist sehr umständlich, auch wenn inzwischen alle Dokumententypen editiert werden können. Zwar kann ich auf dem Tablet von der Google-Mobilversion auf die Desktop-Ansicht umstellen, die läuft aber nicht einwandfrei. Meine Vermutung ist, dass Android-User solche Bugs nicht kennen...

1:0 für kleine App-Entwickler

Daneben kann so ein Tablet viele Dinge, die bisher auch mit einem Smartphone zu erledigen waren: Mail- und Twitterapplikationen unterscheiden sich nicht sehr von den kleineren Verwandten, Googles Gmail-Mobilversion ist voll funktionsfähig. Hingegen fehlt die Skype-Tablet-App für iOS nach wie vor und die App der Microblogging-Plattform Yammer zickt immer noch rum.

Übrigens eine sehr konsistente Beobachtung: Viele «kleine» App-Entwickler sind neu am Markt und entwickeln durchdachte Software für die Tablets. Die grossen und etablierten Anbieter tun sich eher schwer: Skype, Yammer, Google oder die Things-Entwickler von Cultured Code lassen sich Zeit und hoffen auf die Geduld der Anwender. In vielen Fällen, unterstelle ich mal, werden hier Corporate-Interessen vor den Kundennutzen gestellt: Apple will der hauseigenen FaceTime-Lösung zum Durchbruch verhelfen und Google wär's lieber, dass wir Android OS-Tablets kaufen. Verständlich, aber trotzdem kurzfristig gedacht.

Die Utopie wird unbeabsichtigt wahr

Letzte Woche griff ich in meine Arbeitstasche und stellte fest: Da war kein Kugelschreiber mehr. Offenbar fehlte er dort seit zwei Wochen. Mein persönliches Büro ist praktisch papierlos geworden. Das war nie Absicht, weil ich es erstens für nicht besonders erstrebenswert halte und zweitens Papier und Notizbücher gerne mag (und mich nach wie vor freue, dass Christian vom Notizbuch-Blog bei uns mitschreibt ). Aber tatsächlich hat das Tablet alle Aufgaben des Notizbuches übernommen, mit dem Bonus, dass ich via Evernote und Dropbox alles an einem zentralen Ort und auf allen Geräten zur Verfügung habe.

Diese beiden Dienste sind entscheidend für den Einsatz des Tablets, weil sie das Weiterarbeiten geräteunabhängig machen. Nur so kann sich ein Tablet nahtlos in persönliche Arbeitsprozesse einfügen. Der zweite «disruptive» Faktor sind die Handnotizen. Dank Applikationen wie Noteshelf wird das Tablet zu einem verbesserten Ersatz eines Notizbuches - und nicht bloss zu einem zusätzlichen Teil, das ich auch noch mit herumtrage.

Nur ein Tool

Das Tablet hat sich für mich als nützliches Instrument erwiesen Allerdings musste ich einiges an Zeit investieren, um meine eigenen Arbeitsprozesse mit dem iPad abzubilden. Es ist eben nur ein Instrument, out-of-the-box ist es ein nicht mehr als ein witziges Gadget. Es braucht Geduld und Spass an der Sache, um seine Arbeitsprozesse mit einem Tablet zu unterstützen. Und natürlich eine berufliche IT-Umgebung, die den Einsatz der entsprechenden Dienste und Apps erlaubt.

Hat man mal alles aufeinander abgestimmt, wird einem auch ein potenzieller Nachteil klar: Der Lock-in-Effekt. Meine Arbeitsprozesse und Tools sind jetzt haargenau aufeinander abgestimmt. Ich würde es sehr schätzen, wenn die App-Entwickler bitte nichts Grundlegendes ändern und eine gewisse Zeit am Markt bleiben. Natürlich ist ein Wechsel des Systems oder von Teilen davon (etwa ein anderes Smartphone-OS) möglich, würde aber doch einiges an Aufwand mit sich bringen.

Ich geb's nicht mehr her

Mein Fazit nach zwei Monaten: Nach wie vor sind diese Tablets keine eierlegenden Wollmichsäue - und werden es auch nie sein. Längere Texte zu schreiben ist möglich, geht aber am Desktop besser. Aber was ich gesehen habe: Ein Tablet kann die Arbeitsprozesse eines «Wissensarbeiter» unterstützen und verbessern und effizienter machen. Ich geb's nicht mehr her.

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