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Psychologie: Kreative Menschen betrügen mehr

Zwei Forscher wollen nachgewiesen haben, dass kreative Menschen eher zu unethischem Verhalten neigen. Weil sie es besser können.

Der geniale Bösewicht

Der Typ des genialen Bösewichts ist bekannt aus Funk, Fernsehen und Büchern: Fritz Lang etwa hat im Film «Metropolis» die Figur des bösartigen Wissenschaftlers Rotwang gezeichnet. Den Baron von Münchhausen schätzen wir wegen seinen kreativen Einfällen und vermutlich musste auch Bernard Maddoff viel Fantasie aufwenden, um sein gigantisches Schneeballsystem aufrecht zu erhalten.

Lügen und Betrügen

Zwei Forscher wollen nun nachgewiesen haben, dass die Verbindung von Kreativität und unethischem Verhalten nicht bloss anekdotischen Charakter hat. Francesca Gino von der Harvard University und Dan Ariely von der Duke University haben fünf Studien durchgeführt. Ihr Resultat: Kreative Persönlichkeiten sind motivierter, «out of the box» zu denken. Diese erhöhte Motivation führe auch zu mehr unethischem Verhalten - vulgo Lügen und Betrügen. Abweichendes Denken

Kreative Menschen zeichnen sich durch zwei Qualitäten aus: Sie haben eine erhöhte Fähigkeit zu abweichendem Denken («divergent thinking»). Das versetzt sie in die Lage, Ideen zu entwickeln und neue Wege zu sehen - allenfalls auch solche, die nicht den gängigen sozialen oder moralischen Normen entsprechen. Das zweite Element von Kreativität ist das flexible Anwenden von Wissen («cognitive flexibility»).

Flexibel und elastisch

Eine Stärke im Bereich der «cognitive flexiblity» macht es einer Person möglich, ein Problem aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten und verfügbare Informationen neu zu interpretieren. Nun gebe man noch eine Portion Eigeninteresse dazu und gemäss den beiden Wissenschaftlern passiere folgendes: Kreative Menschen entwickeln neue Ideen («divergent thinking»), um ihre eigenen Interessen wahrzunehmen - also mehr Geld zu verdienen oder weniger zu arbeiten.

Nur ein bisschen betrügen...

Gleichzeitig ist ihnen bewusst, dass ihre Idee vielleicht als nicht besonders moralisch gelten könnte. Dank ihrer «cognitive flexiblity» interpretieren sie aber die vorhandenen Fakten solange neu, bis sie Rechtfertigungen für ihr Handeln finden. Damit verhindern sie, dass ihr Selbstbild Schaden nimmt. Wie die Psychologie schon länger weiss, können wir nämlich nur betrügen, wenn wir es vor uns selbst rechtfertigen können und damit unser Selbstkonzept nicht negativ beeinflusst wird.

Wieso lügen wir?

Gino und Arieli haben vier experimentelle Studien durchgeführt und diese Ergebnisse in einer Feldstudie verifiziert (übrigens mit Mitarbeitern einer Werbeagentur...). Sie glauben, eine «robuste Verbindung zwischen Kreativität und Unehrlichkeit» und damit die «Dark side of creativity» gefunden zu haben. Ihnen ist bewusst, dass ihre Versuche Einschränkungen unterliegen und nur erste Schritte in der Erforschung dieser Zusammenhänge sind. Ihre Frage ist, wie unethisches Verhalten in unserer Gesellschaft zustande kommt. Eine erste Erkenntnis ist, dass Kreativität ein Teil der Antwort sein könnte.

» The Dark Side of Creativity: Original Thinkers Can Be More Dishonest: HBS Working Paper von Francesca Gino and Dan Ariely

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