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Von der Mindmap zum Text: Wie aus einer Gliederung ein Aufsatz wird

Ein prominenter Einsatzbereich von Mindmaps besteht darin, Ideen für einen Text festzuhalten und zu strukturieren. Wenn man diese zweidimensionale Gliederung zu einem Text ausgestalten will, schlägt jedoch gerne die Schreibblockade zu. Einige Gedanken zur Erleichterung dieses Arbeitsschrittes.

Für mich sind Mindmaps und daraus gewonnene Gliederungen ein zentrales Werkzeug, wenn ich Texte schreibe. Beim Ausformulieren sitze ich jedoch manchmal vor dem Monitor, lösche einen angefangenen Satz wieder, fange neu an oder springe an eine andere Stelle, habe am Ende ein seitenlanges Textdickicht aus angefangenen Sätzen und mehreren Überschriftebenen, über das ich keinen Überblick mehr habe und das ich schließlich entnervt wegwerfe. Was macht das Überführen einer Gliederung in einen Fließtext so schwierig?

  • Mindmaps sind nonlinear und nutzen zwei Dimensionen; für einen Text muss man die inhaltlichen Elemente in eine sinnvolle lineare Reihenfolge bringen.
  • Mindmaps sind für kürzere Texte oft «überstrukturiert»; vor allem, wenn man den Export in ein Textverarbeitungsprogramm verwendet hat, steht man auf einmal mit einem kurzen Textentwurf da, der drei oder vier Überschriftebenen hat. Diese Gliederungstiefe muss reduziert und in linearen Fließtext umgewandelt werden.
  • Vor allem aber besteht eine Mindmap selten aus ganzen Sätzen, sondern eher aus Stichpunkten. Das klingt banal, doch was ich in Stichpunkten bewusst vorläufig, manchmal brainstorm-artig festgehalten habe, muss ich jetzt zu einer Aussage gestalten, die «Hand und Fuß hat», hinter der ich stehen kann. Wo Mindmapping oft einen spielerischen, freien, unernsten Charakter hat, stellt sich beim Ausformulieren wieder der Anspruch an Ernsthaftigkeit und - bei Studienarbeiten - Wissenschaftlichkeit ein.

Wie überwindet man die Blockade?

Meine Methode geht so: Ich verwende meistens den Export in ein Word-Dokument, um eine Mindmap in eine Gliederung zu verwandeln. Diese Gliederung arrangiere ich so, dass sich vorerst eine stimmige Reihenfolge ergibt. Dann nehme ich mir meine Lieblingspunkte vor beziehungsweise wähle den Punkt, bei dem mir beim Ansehen der Mindmap oder Gliederung als erstes eine Formulierung durch den Kopf schießt. Fällt mir zu keinem Punkt etwas ein, fange ich mit dem ersten Punkt an. Zu dieser Notiz schreibe ich «drauflos». Ich schreibe alles auf, was mir einfällt, ohne zu zensieren, zu bearbeiten oder auf die Formulierung zu achten. Die sachliche Aussage muss in ganzen Sätzen auf den Datenträger, erst später kümmere ich mich um die Formulierung. Zitate sollten dabei entweder gleich genau mit Quellenangabe eingefügt oder nur als Hinweis (in der Art von «Zitat von Meier, Bartók-Buch») notiert werden.

Bei einer kleinteiligen Gliederung und/oder kurzen Texten schreibe ich zu jedem Punkt solange, bis mir nichts mehr einfällt. Ist die Gliederung großteiliger, setze ich mir für jeden Unterpunkt ein knappes Zeitlimit (wenige Minuten), die ich ununterbrochen drauflosschreibe. Ich bewege mich so vom Leichten zum Schwierigen, schreibe mich an den Punkten, die ich leicht in ganze Sätze fassen kann, warm für die, bei denen mir das nicht so leicht fällt.

Der Sinn dieses unzensierten Schreibens besteht nicht darin, geniale Texte aus dem Handgelenk zu schütteln, sondern darin, den «inneren Kritiker», die Instanz in uns, die einen soeben geschriebenen Absatz löschen will, weil die Formulierung unwissenschaftlich ist und «man das doch so nicht sagen kann», auf dann zu vertrösten, wenn er Sinnvolles zum Text beitragen kann, nämlich auf die Phase der Überarbeitung, und Rohmaterial zu produzieren, das anschließend in Form gebracht werden kann.

Bei der Überarbeitung lasse ich mich von folgenden Fragen leiten:

  • Ist die Fragestellung beantwortet und alles gesagt, was ich zum Thema sagen will?
  • Ist mein Text von der Aussage her konsistent, also logisch und frei von inneren Widersprüchen?
  • Ist die Reihenfolge stimmig? Leite ich gut von einem inhaltlichen Abschnitt in den nächsten über?
  • Erst als letztes «poliere» ich den Text sprachlich und prüfe, ob Rechtschreibung, Zeichensetzung und andere Formalien (etwa Literaturangaben) stimmen.

Diese Überarbeitung kann auch «in Schichten» geschehen: Erst gebe ich mir die Erlaubnis, ein miserables Rohprodukt herzustellen, das ich dann in mehreren Überarbeitungsdurchgängen zu einem guten Text raffiniere. Oft brauche ich aber nur eine oder zwei Überarbeitungen, denn wenn ich erst einmal meine Aussage in einem fließenden Text habe, fällt es mir leicht, die einzelnen Gedanken in eine sinnvolle Reihenfolge zu bringen und sie sprachlich annehmbar zu fassen.

Nun sind nicht alle, die schreiben, solche Gliederungsfetischisten wie ich. Wie geht Ihr mit Gliederungen um? Verwendet Ihr sie überhaupt? Und wie macht Ihr aus einer Gliederung einen Text?

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